Warum die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass auch leistungsbereite Lehrer irgendwann Dienst nach Vorschrift machen.

von | 03.12.2021

Hallo Ihr Lieben, der Effekt ergibt sich deshalb:

1. Sehen Menschen einen Sinn in ihrer Tätigkeit, sind sie intrinsisch motiviert. Das ist dann der Fall, wenn sie sich als kompetent erleben und ihre Kompetenzen zielorientiert und effektiv einsetzen können. Klappt das nicht, droht Burn- oder Boreout. Da der Mensch sich weiterentwickelt, je nach Entwicklungs- und Bedürfnisstand, kann man sich hier realistisch die Frage stellen, wie viel Entwicklungspotential wirklich im staatlichen Schuldienst steckt. Selbst die geeignetsten Lehrer werden irgendwann mit dieser Frage konfrontiert.

2. Die soziale Eingebundenheit in der Gruppe: Gehört man aktiv dazu, ist das #Kollegium nett, werden Konflikte konstruktiv gelöst, #Mobbing vermieden, ist das ein starker Antreiber für Berufszufriedenheit. Hier sollte man allerdings beachten, unter welchen Bedingungen man zur Gruppe gehört. Denn jedes System vertritt gewisse Normen und Werte. Statistisch wird im öffentlichen Dienst am häufigsten gemobbt. Ist auch irgendwie logisch. Aufgrund der Beamtung wird man Mitarbeiter nicht auf legalem Wege los, da bleibt Mobbing das letzte Mittel der Wahl. Über dieses Thema werde ich in meinem nächsten Blogartikel differenziert schreiben.

3. Das Autonomieerleben: Inwiefern können Lehrer in Übereinstimmung mit ihren Interessen und Werten im Umfeld #Schule selbst bestimmen? Sind sie hohen Kontrollen ausgesetzt oder haben sie hohe Entscheidungsspielräume? Wer sich differenziert mit dem #SystemSchule auseinandergesetzt hat, kennt die Antwort. Hier spielt auch die Führung seitens der Schulleitung eine große Rolle. Allerdings kann man sich hier auch realistisch die Frage stellen, wie selbstbestimmt können hier Schulleiter agieren? Oft erfüllen sie die Rolle eines Boundary Spanners. Auch nicht schön.

Sind diese Kriterien nicht erfüllt, folgt Dienst nach Vorschrift. Jetzt kommt der Clou: Wenn man sich Gruppenprozesse anschaut, erklärt es sich, dass sich aufgrund von zwanghafter Anpassung an die Gruppe auch leistungsbereite #Lehrer fügen und Dienst nach Vorschrift machen, obwohl sie die Fähigkeiten und die Bereitschaft hätten, anderes zu leisten. Was sollen sie aufgrund ihres Beamtenstatus machen? Sonst droht Bestrafung aus der Gruppe, Ausgrenzung usw. Deshalb macht auch der Satz „Love it, change it, or leave it“ Sinn. Entweder du passt dich an die Gruppe mit den herrschenden Normen und Werten an, du hast Freiräume, tatsächlich etwas zu ändern oder du verlässt das System. In meinem Buch werde ich noch differenzierter auf das System und deren Energien eingehen. Damit wird auch erklärt, warum manche eben in der Schule landen, wo heute noch nach den Grundsätzen des Taylorismus bzw. der Weimarer Republik gearbeitet wird, und andere nicht mal darüber nachdenken. Viele schreiben mich auch nach kurzer Zeit Schuldienst an, weil sie sich die Realität in Schule anders vorgestellt haben. Kein seltenes Dilemma. Besonders junge engagierte Lehrer sind betroffen. Es dauert meist nicht lange und der erste Praxisschock klopft an die Türe.

Aus Erfahrung, auch aus meinen Coachings, kann ich euch sagen, wenn ihr entwicklungspsychologisch eine gewisse Entwicklungsstufe erreicht habt, die über das Schulsystem hinaus geht, macht es Sinn, sich mit einem Wechsel auseinanderzusetzen. Die Werte und Normen, nachdem man sein Leben gestalten möchte, sind unter Umständen einfach zu unterschiedlich, so dass eine zwanghafte Anpassung an die Gruppe keinen Sinn mehr macht. Das ist auch der Grund, weshalb viele Lehrer, die ein Burnout hatten, irgendwann erneut diese Schleifen drehen, und sich an einem Punkt wieder nach dem ihrem Sinn fragen oder unter ihren Möglichkeiten bleiben. Denn arbeitspsychologisch wird die Gestaltung von Arbeit vom jeweiligen Menschenbild und Arbeitsverständnis der Zeit beeinflusst. Wer sich mit dem System Schule differenziert auseinander gesetzt hat, wird feststellen, dass das Arbeitsverständnis dort mit dem gegenwärtigen Verständnis von Arbeit 4.0 nicht viel zu tun hat. Überprüft hier mal, ob die Privilegien, die ihr im öffentlichen Dienst erhaltet, sichere Besoldung, auch bei Krankheit, Pension und die Beihilfe, final ausreichen, um die Pension glücklich und zufrieden zu erreichen. Wie gesund wärt ihr vielleicht auch, wenn ihr nicht dort arbeitet, wo ihr arbeitet? Wie wollt ihr überhaupt die nächsten 40 Jahre arbeiten? Wissenschaftlich und arbeitspsychologisch erwiesen ist es längst, dass monetäre Anreize nicht ausreichen, um motiviert zu sein. Die Privilegien des öffentlichen Dienstes können punktuell eine gewisse Unzufriedenheit verhindern, aber das Level eines intrinisch motivierten Arbeitnehmers wird man durch ausschließlich monetäre Anreize niemals erreichen. Wie viel Sinn steckt demnach noch in der Zusammenarbeit mit jungen Menschen, wenn doch aufgrund der heutigen Berufsanforderungen und herrschenden Bedingungen Leher nach der Reihe umfallen?

Beachtet hier auch, dass die intrinsische Motivation durch die extrinsische Motivation untergraben werden kann, z.B. durch die Besoldung. Hier liegt auch die Erklärung dafür, weshalb Menschen im System verharren, obwohl es für sie intrinsisch lange keinen Sinn mehr macht. Deshalb sind Lehrer auch stark #Burnout gefährdet.

Wie immer gilt: Wenn ihr Themen habt, die euch unter den Nägeln brennen, worüber ich schreiben soll, Impulse, Feedback etc. schreibt mir gerne an: bianka@lehrercoaching.de. Ich freue mich auf eure Gedanken und euer Feedback!

Take Care und liebe Grüße,
Bianka

Lehrercoaching® I Lehrerblog I Bianka Vetten

Bianka Vetten

Dein Lehrercoach & Partner

Ehemalige Studienrätin und Ausbilderin, Business- und Karrierecoach, Trainerin, Reiss Motivation Profile Masterin, Personal-, Organisations- und Teamentwicklerin

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