Wenn Schulleitungen nicht führen, sondern herrschen!

von | 13.02.2024

Hallo ihr Lieben, wenn deine Schulleitung oder Kollege dir anrät, die Füße still zu halten und zu tun, was man dir sagt oder dich behandelt wie ein Kind (und das tun wirklich viele von Ihnen, allein schon, wenn du anderer Meinung bist), solltest du hellhörig werden ….

Kaum zu glauben, aber diese Schulleiter (es gibt auch solche Kollegen) sind schlicht selbst überfordert, können nur nicht dazu stehen, weil sie sich oftmals selbst nicht bewusst sind. Diese Personen kommen aus ihrer Elternfigur nicht heraus und reinszenieren ihre eigene Kindheit über dich und das System. Dahinter steckt, dass diese Menschen vermutlich selbst oft strenge Eltern hatten, die sie in ihrer Kindheit in rigide Rollen (wie wir es in der Schule ja auch kennen) gesteckt und ihre Kinder bestraft haben, wenn sie den Rollen nicht gerecht wurden oder sogar auflehnten (zu Recht), z.B. wenn deine Schulleitung dir droht, dich kaltzustellen oder Kollegen dich ausgrenzen wollen, sobald du nicht so handelst, wie sie es eben gerne hätten, gleiches Prinzip. Sie haben kein anderes Mittel mit deiner – nennen wir es mal aus ihrer Perspektive Frechheit oder Schwachheit oder Grenzen oder eigenen Bedürfnissen – umzugehen. Was erlaubst du dir auch? An der Stelle ist es hilfreich, wenn du dir klarmachst, welche Werte hier für dich wichtig sind und welche Werte und Kultur in dem Umfeld zugegen sind, in dem du arbeitest. Wenn dir z.B. deine Gesundheit und Selbstfürsorge wichtig ist, wirst du ab einem Zeitpunkt x vermutlich eine Grenze setzen, um nicht mit noch mehr Arbeit belastet zu werden. Sollte dein(e) Vorgesetzte(r) hier entgegnen, du musst das aber machen, dass ist eben das System, versteckt sie/er sich nicht nur hinter dem System, sondern deine Grenzen werden missachtet. Gleichzeitig wird das System argumentieren, du missachtest die Grenzen des Systems, weil du grenzenlos zu funktionieren hast, schließlich bist du verbeamtet. Du siehst das Dilemma?

Was passiert hier: Sie kompensieren ihre eigene Ohnmacht und Schwachheit als kleines Kind und projizieren das jetzt auf dich schwächere Person und durch den Schutz des Systems. Die Vehemenz ist leicht erklärt: wer als Kind selbst nie eigene Entscheidungen treffen durfte, in seiner Autonomie also sehr eingeschränkt wurde und wir sprechen hier von einem natürlichen Grundbedürfnis, gestattet das auch nicht anderen, erst recht nicht, wenn es eines seiner Untergebenen ist und dieser zu gehorchen hat. Auch hier wird projiziert. In der Folge wird hart eingegriffen und ein weiteres Grundbedürfnis, vielleicht das nach Bindung, verletzt, indem du ggf. diskreditiert oder ausgegrenzt wirst. Wer sich in der Sozialpsychologie ein wenig auskennt, merkt schnell, dass er sich nicht mehr gruppenkonform verhält. Bitte beachte auch hier, was die Regeln, ggf. auch unausgesprochen Regeln der Gruppe sein können. Und dann stell dir mal die Frage, ob sie für dich passen?

Jetzt kann man sich auch gut herleiten, warum das Schulsystem für bestimmte Menschen vorerst attraktiv scheint. Durch das starre Regelwerk und dem geringen Bedürfnis nach Autonomie, fühlen Sie sich vermutlich in dem System anfänglich sogar noch sehr wohl, das haben sie ja so gelernt. Eigenverantwortung ist hier ein Fremdwort. In dem Moment, wo ein Lehrer das blickt, weil er sich entweder weiterentwickelt oder von vorherein anderst gestrickt ist, indem er mehr Autonomie fordert und sich nicht mehr nur blind anpasst, stört er das System. Oder anders herum, wer Wert auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung legt, ist hier am falschen Ort, es sei denn, er hat Narrenfreiheit. Das ist der Punkt, an dem Bossing/Mobbing meistens seinen Lauf nimmt. Im Grunde wütet hierbei das verletzte Ego. „Der/ dem werde ich es schon zeigen, den kriege ich schon auf Spur, der hat zu machen, was ich sage…“ usw. könnten die inneren Überzeugungen lauten und die Mobbingspirale nimmt seinen Lauf. Weil sich diese Menschen selbst so schlecht erkennen, erkennen sie auch andere nicht in ihrem SEIN und sehen nicht, welches Leid sie auslösen können, wenn jemand anfällig ist für solche Art Menschen. Kollegen, die das schnell blicken, lassen sich entweder nicht verstricken oder suchen schnell das Weite. Auch sehen sie die Leistungen anderer nicht als valide an, sie selbst sind oftmals die Besten und deshalb auch unfehlbar und deshalb wissen auch nur sie, wo es langgeht (in ihrer Welt versteht sich). Andere Perspektiven zu erkennen, gar anzuerkennen, fällt ihnen schwer. Ihre Welt ist leider deshalb oft schwarz weiß gefärbt. Anerkennung, die sie sich im Grunde selbst wünschen, bleibt so natürlich aus und geben können sie sie deshalb auch nicht. Wenn wir das Ganze jetzt noch arbeitspsychologisch betrachten, wird schnell deutlich, dass die Mitarbeiterzufriedenheit durch diese ausbleibende Anerkennung/Wertschätzung, Autonomie, Gestaltungsraum usw. schnell frustriert wird. Dann ergibt sich irgendwann ein geringes Engagement (Dienst nach Vorschrift) und eine hoche Krankenquote praktisch wie von selbst.

Aufgrund eures Abhängigkeitsverhältnisses sitzt ihr hier leider auf verlorenem Posten. Ihr werdet sie nicht in die Rolle des vernünftigen Erwachsenen holen, ihr Macht- und Kontrollbedürfnis ist vermutlich zu hoch und ihre Gestaltungsräume sind zu gering. Entwickelte Schulleiter oder Kollegen greifen deshalb auch schon mal dazu, Prozesse und Angelegenheiten informell zu lösen. Sie ändern sich erst, wenn ihnen bewusst wird, was sie da eigentlich treiben und dafür müssten sie abstürzen und offen für Feedback sein, was ja viele Schulleiter aus der Brille heraus selten tun, es sei denn, sie werden krank. Ich kenne Schulleiter, die trotz ihrer Krebserkrankung schnell wieder zurück sind. Wenn diese Menschen Mitgefühl mit sich und anderen erlernen, das kleine Kind in sich entdecken, auch mal fünf gerade sein lassen und gütig mit sich und anderen werden können, beginnen sie ein neues Leben, wo sie sich in den Dienst für ihre Mitmenschen stellen, sich an ihnen und den Schülern erfreuen und mit ihnen gemeinsam arbeiten anstatt sie wie Maschinen zu delegieren, zu bestrafen oder gar beherrschen zu wollen. Wenn du ein sehr empathischer Mensch bist, der ggf. noch Abgrenzungsschwierigkeiten hat, wirst du mit dem Typ Schulleitung oder Kollegen auf jeden Fall deine Schwierigkeiten haben. Wenn du dir erlaubst zu dir zu stehen und sich selbst zu behaupten, wirst du damit einen Kampf entfachen, den du vermutlich nicht auf der Agenda oder beabsichtigt hattest. Gefühle und Verständnis sind edenfalls nicht ihre Sprache. Noch nicht. Sie würden sie vermutlich eher als Schwachheit abtun und dich und deine Gutmütigkeit ausnutzen. Versuche das kleine Kind in ihnen zu sehen und anzusprechen. Das fördert dein und ihr Mitgefühl und so wirst du sie besser verorten und loslassen können. Sind beide Seiten entwickelt, könnte man sich hervorragend in seinen Stärken ergänzen.

Wie immer gilt: Wenn ihr Themen habt, die euch unter den Nägeln brennen, worüber ich schreiben soll, Impulse, Feedback etc. schreibt mir gerne an: bianka@lehrercoaching.de. Ich freue mich auf eure Gedanken und euer Feedback!

Take Care und liebe Grüße,
Bianka

Lehrercoaching® I Lehrerblog I Bianka Vetten

Bianka Vetten

Dein Lehrercoach & Partner

Ehemalige Studienrätin und Ausbilderin, Business- und Karrierecoach, Trainerin, Reiss Motivation Profile Masterin, Personal-, Organisations- und Teamentwicklerin

bianka@lehrercoaching.de

Instagram